Beim Eintreten gibt sich sofort ein Grand Hotel aus vergangener Blüte – von 1874 – zu erkennen. Im eindrucksvollen Entrée mit entsprechend hoher Decke begrüsst uns der freundliche Concierge. Wir erhalten die Gästekarten «Interlaken», welche während unseres Aufenthaltes gültig sind. Dies bedeutet kostenlose ÖV-Benutzung in den Sektoren 1 und 3, was die ganze Umgebung der Stadt zwischen den Seen abdeckt. Ebenfalls winken Rabatte von bis zu 50% auf Bergbahnen, Schifffahrt, Naturparks oder z.B. Minigolf.
Was uns allerdings erstaunt – wir werden nicht, wie in 5 Sterne Häusern üblich, auf eines der 101 Zimmer begleitet. Schade. Unser Zimmer ist eine Junior Suite (107) mit 8-eckiger Sitzecke und riesigem Balkon. Auf diesem steht ein Tisch mit 4 Stühlen, die in den warmen Monaten nur darauf warten, Gäste zum Lesen, Spielen und Relaxen einzuladen – bei extravaganter Sicht auf das Bergpanorama. Die renovierten Zimmer sind in warmen Farben gehalten und sehen trotz Alter des Grand Hotels ansprechend aus. Eine Schale auf Eis mit verlockend zugeschnittenen Früchten, leckerer Schweizer Schokolade und einer Flasche Wasser zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Das Bett (2x90cm) ist bequem, leider sind die Matratzen nicht verbunden und schieben sich entsprechend auseinander. Ein Teppichboden entspricht unserer Meinung nach nicht den heutigen hygienischen Anforderungen, Holz würde sehr viel besser in diese Suite passen. Das Licht- und Schaltersystem müsste dringend überholt werden, die Stehlampe zum Beispiel lässt sich nur durch Ein- und Ausstecken an der Steckdose in Bodennähe bedienen. Dafür geniessen wir die wunderbaren Stuckaturen an der Decke. Beide vorhandenen Bademäntel haben Grösse L. Das bedeutet für mich, dass ich diesen nicht wirklich überlappend zu schliessen vermag. Auch fehlen aus nicht erklärbaren Gründen jegliche Haken in Zimmer und Bad, um z.B. die Bademäntel nach dem Spa Besuch aufhängen zu können.
Das Badezimmer ist ausreichend gross, beherbergt eine Duschwanne mit hohem Einstieg, WC und Haartrockner. Der Kosmetikspiegel lässt sich nicht fixieren, was Schminken und Rasieren erschwert. Der Raum ist angenehm warm. Barfüssig darf man sich im Winter allerdings nicht ins Bad begeben. Der Boden ist eiskalt und wartet dringend auf eine Bodenheizung bei der nächsten Softrenovierung.
Nach einem abwechslungsreichen Tag in den traumhaften Landschaften rund um Interlaken, können wir uns im Panorama Spa ganz nach unserem Geschmack entspannen und zur Ruhe kommen. Der Wellnessbereich mit Innenschwimmbad, Sauna, Dampfbad und Fitnesscenter ist der ideale Ort, um aktiv zu entspannen und den Alltag einfach auszuschwitzen. Beim Eintritt sind keine Badetücher vorhanden. Diese müssen wir aus der Sauna holen. Der 112m2 grosse Innenpool wird auf 28 Grad geheizt. Ideal, um Längen zu schwimmen, aber zu kalt, um an den Wasserdüsen die Durchblutung der Muskultur anzukurbeln. Da ausreichend Platz vorhanden ist, wäre die Investition in einen Whirlpool für den Winter ideal. Das Dampfbad und die finnische Sauna bieten Platz für maximal je vier Personen.
Das Restaurant «La Bonne Fourchette», zu deutsch die gute Gabel, ist das interne Restaurant mit zehn Tischen und gemütlichem Ambiente – mit Holzcheminée, versteht sich. Wir lieben die Schweizer Küche und jede Region hat ihre Besonderheiten. Hier verschmelzen traditionelle, ursprüngliche Koch- und Backkunst mit fantastischen Neukreationen von geschmacksverliebten Künstlern. Hier stecken nicht nur regionale und nachhaltige Produkte in den Speisen, sondern auch jede Menge Leidenschaft. Wir erleben, wie sich die erlesene Ambiance mit kulinarischem Genuss von regionalen und internationalen Spezialitäten verbindet. Der Service ist ausgezeichnet. Die Wartezeiten ideal. Die Auswahl der Speisen in der Halbpension ist hervorragend: herrlich abgeschmeckter Randen Salat mit frischer Büffel Burrata und Basilikum; oder Maroni Cremesuppe mit eingelegter Quitte. Anschliessend Rinder Entrecôte, am Stück gebraten, mit perfekt reduziertem Jus, Kartoffelgratin und saisonalem Marktgemüse; oder Lachs in Mandel-Kräuterkruste gebacken, auf Erbsen-Pastinaken-Püree und Herbstgemüse; oder ein Tessiner Risotto mit buntem Gemüse und gebratenen Steinpilzen für Freunde vegetarischer Kost. Zum Abschluss das Kürbiskerne Parfait mit Zwetschgensorbet oder ein Käseteller von Affineur Bruni. Bravo. Es lohnt sich einen Besuch im Restaurant einzuplanen, auch für alle Besucher von Interlaken, die nicht im Lindner nächtigen.
Das Frühstücksbuffet bietet ausreichend Abwechslung, vor allem für Gäste aus Asien stehen viele derer bevorzugten Speisen bereit. Als Schweizer wünsche ich mir mehr Auswahl an Käse und Aufschnitt.
Um ein Ambiente eines 5 Sterne Grand Hotel zu moderaten Preisen erleben zu können, ist das Beau Rivage bestens geeignet. Zentral und mit eigenem Parkplatz, direkt an der Aare gelegen, ist das Hotel auch für einen Kurzaufenthalt ideal – und der Gaumen bekommt erst noch Streicheleinheiten vom Besten.
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