top of page
AutorenbildDaniel Jauslin (dja)

Bregenz und seine Festspiele

Aktualisiert: 19. Aug.

Seit 1946 finden Opern-, Musik- und Theaterfestivals in der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz am Bodensee statt. Auf der weltweit grössten Seebühne werden die Produktionen seit Beginn der Spiele von den Wiener Symphonikern begleitet. Seit 2008, als die Seebühne Schauplatz von Daniel Craig alias 007 wurde, ist dieser Ort wohl der ganzen Welt bekannt. Während der Schauspielzeit Juli/August können täglich knapp 7000 Gäste die Produktion gespannt verfolgen. Dieses und kommendes Jahr wird der Freischütz von Carl Maria von Weber aufgeführt. Eine romantische Oper, welche auf einem sagenhaften Bühnenbild zur Schau gestellt wird. Ein bemerkenswerter Anteil dieser Oper wird gesprochen und zum Mitlesen auf zwei überdimensionale Grossbildschirme projiziert. Der Dirigent und Detailaufnahmen der Wiener Musiker sind während der 2-stündigen Aufführung ebenfalls darauf zu beobachten.

Begeistern vermag uns die Technik, welche hinter dem Bühnenbild «versteckt» ist. Direkt an der Ufermauer wurde vom Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl eine 1400 Quadratmeter grosse künstliche Lagune in eine gespenstische Winterlandschaft verwandelt. Statt in grünen Auen und grossen Wäldern spielt das Stück mehrheitlich auf und im Wasser. An den meisten Stellen misst die Wassertiefe 25 Zentimeter – doch es gibt auch Gänge und tiefere Bereiche, in denen DarstellerInnen verschwinden und an anderer Stelle wieder auftauchen können, was immer wieder für überraschende Effekte sorgt. Cool. Wie zum

Beispiel eine riesige Schlange, die aus dem Nichts erscheint. Der Teufel macht sich dies zunutze und täuscht Publikum und Darsteller immer wieder mit viel Witz aufs Neue. Ein unwirtliches Dorf in Deutschland kurz nach dem Dreissigjährigen Krieg: Der junge Amtsschreiber Max liebt Agathe, die Tochter des Erbförsters Kuno. Damit Max sie heiraten kann, muss der ungeübte Schütze sich einem archaischen Brauch unterwerfen und einen Probeschuss absolvieren – für ihn eine unerfüllbare Herausforderung. Das weiss auch der zwielichtige Kriegsveteran Kaspar, der den Amtsschreiber dazu überredet, mit ihm um Mitternacht in der Wolfsschlucht Freikugeln zu giessen, die niemals fehlgehen. Angesichts seiner ausweglosen Situation schliesst Max in der Wolfsschlucht den Pakt mit dem Teufel. Was er nicht weiss: Sechs von den verfluchten Freikugeln treffen, die siebte aber lenkt der Teufel ...

Äusserst unterhaltsam – auch für alle, welche nicht regelmässig Opern besuchen – vergehen die 120 Minuten wie im Fluge. Die Umgebung, der See, die Stimmung und das Abenteuer an sich sind kaum zu toppen.

 

Führung hinter den Kulissen

Treffpunkt vor dem Theater; von hier aus wird uns gezeigt, wo die Symphoniker im Trockenen spielen und wie die Musik in die 66 Lautsprecher der 71 Meter breiten und bis zu 7 Meter tiefen Seebühne lautstärkegerecht zum Publikum und den Schauspielern gelangt. Dank 400 Lautsprechern kommt die hervorragende Qualität der Musik, des Gesanges und gesprochenen Wortes beim Besucher an. Wir erreichen die neu gebaute Hinterbühne, ein gut belüfteter Bereich für SchauspielerInnen, SängerInnen und Statisten. Kaffeebars, Nähatelier und unendlich viel Technik sind dort untergebracht. Ebenso hängen die rund 180 von Hand gefertigten Kostüme neben den Neoprenanzüge der Mitwirkenden, ohne welche auch im Sommer keine zwei Stunden im Wasser auszuhalten wären.


Da die Vorstellung bis 23 Uhr dauert, entscheiden sich die meisten Besucher, in einem geeigneten Hotel zu nächtigen. Wir besuchen das im Herzen der Stadt gelegene 4-Sterne Haus Weisses Kreuz. Mit nur zehn Minuten zu Fuss zu den Festspielen passt es ideal. Mit 44 Zimmern ist die Grösse überschaubar. Alle Zimmer sind mit einer individuell +/- 3 Grad einstellbaren Klimaanlage ausgerüstet. Unser Doppelzimmer Deluxe ist sehr geräumig, mit einem grossen Bad ausgestattet und einem bequemen 180cm breitem Kingsize Bett bestückt.

Wir erleben allen Komfort, welcher in dieser Klasse zu erwarten ist. Die Einrichtung aus den 80er Jahren ist zwar in gutem Zustand aber nicht mehr zeitgemäss. Duschen in der Badewanne entspricht auch nicht mehr einem Stadthotel. Der Empfang ist freundlich, das Frühstück eher bescheiden – erst recht, wenn wir an das grossartige Abendessen im hoteleigenen Restaurant Goldener Hirschen denken. Wirtshaus, Weinstube Bierbar und -garten sind bis auf den letzten Platz besetzt. Unser Tisch steht vor der Weinstube Kinz. Schatten, ein Brunnen und der Bregenzer Seebrünzler begleiten uns beim traditionellen Abendessen. Ausgesprochen freundlich und aufmerksam ist das Personal. Wir entscheiden uns für eine Schüssel mit verschiedenen Blattsalaten, ein Wiener Schnitzel und Tafelspitz im Suppentopf. Herrlich frisch und perfekt zubereitet, wir sind positiv überrascht von der Qualität der Speisen. Sogar ein Toast für das Knochenmark wird serviert. Bravo. Auch die Nachspeisen munden ausgezeichnet. Hier werden wir gerne wieder unsere Gaumen verwöhnen lassen.

 

Vorarlberg Museum

Wow. Was sich hier alles hinter der Fassade, mit Betonblüten (Abdrücken von PET-Flaschenboden) bestückt, versteckt.

Auf 2400 Quadratmetern ist ein modernes Museum entstanden, mit der Integration des denkmalgeschützten Gebäudes der Bezirkshauptmannschaft. Die laufenden Ausstellungen wie die Blasmusikgeschichten, das lokale Handwerk zwischen Ideal und Handwerk, sowie die spannend angelegte Sammlung buchstäblich Vorarlberg, in welcher die Exponate nach Buchstanden geordnet dem Besucher tiefe Einblicke in die Welt des Vorarlbergs vermitteln. Im ganzen Haus finden wir Räume und Ausstellungen, die unser Interesse wecken und bei welchen wir gerne verweilen. Ein Ort, welchen man unbedingt finden muss, ist der Panoramaraum. Von hier aus sehen wir den See samt Hafen und geniessen die Stille und den grandiosen Ausblick.

 

Pralinen Manufaktur Bregenz

Die Xocolat Manufaktur bietet nicht noch mehr vom überall Gleichen, sondern Spezielles für anspruchsvolle Geniesser. FreundInnen der gepflegten Verführung werden von Xocolat verwöhnt – durch die von Hand gegossenen Premium Tafeln, welche mit Sorgfalt und Geduld aus auserwählten Rohstoffen hergestellt werden. Während der Festspiele verwöhnt die Manufaktur mit köstlichen Pralinen, die mit der Oper auf dem See harmonieren: Vogelbeere, Zirben Likör, Waldbeere, Wildrose, Waldhonig und Wacholder.

 

Pier 69

Am See liegt dieses Restaurant mit offener Küche von 9 bis 23 Uhr. Auf der Speisekarte findet jeder Gast eine passende Auswahl an kalten und warmen Speisen. Uns konnte das handgeschnittene Beef Tatar mit passenden Beilagen überzeugen. Eine Tisch-Reservation ist zu empfehlen.

 

Kolibri Eismanufaktur

Das experimentierfreudige Team hat es dieses Jahr nach Paris ins olympische Dorf geschafft. Eine vegane Sorte, bestehend aus Holunderblüte mit Erdbeersauce, heisst Olympia. Herrlich – der Schmelz der weissroten Kreation, welche an die Nationalfarben Österreichs erinnert.

 

Die Welle

Ein Spaziergang zu den Stufen am Molo ist bereits ein Genuss für die Sinne, aber das Erlebnis wird noch aussergewöhnlicher, weil wir einen bewirteten Logenplatz direkt am Wasser geniessen können – und das in architektonisch preisgekrönter Umgebung. Hier schauen wir entspannt den Schiffen zu, die in den Hafen ein- und ausfahren und nippen an unserem erfrischenden Mocktail. Das Herzstück dieser Neugestaltung des Bregenzer Hafens ist Die Welle, die aus einem regionalen Architekturwettbewerb als Siegerin hervorging und durch intensive Bürgerbeteiligung ihre charakteristische geschwungene Form und Offenheit erhielt. Die Welle beherbergt das Karten- und Informationsbüro der Vorarlberg Lines Bodenseeschifffahrt sowie ein Café. Diese markante, aber dennoch leichte Konstruktion lässt den ankommenden Schiffen den Blick auf die Stadt frei und dient gleichzeitig als attraktiver Treffpunkt für Einheimische und Besucher gleichermassen.

 

Fazit

Ein Besuch der Festspiele legen wir jedem ans Herz. Wir haben uns dafür zwei Tage Zeit genommen, was uns zu weiteren, unterschiedlichsten Abenteuern in Bregenz führte – und in Zukunft wieder führen wird. Wir freuen uns, schon bald wieder über weitere Attraktionen aus Bregenz zu berichten.




 



21 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page