An der Sandbucht von S‘Agaró, rund 75 Minuten nördlich von Barcelona, liegen zwei 5 Sterne Hotels, welche unterschiedlicher kaum sein können. Ursprünglich sollte an dieser Stelle eine glamouröse Gartenstadt entstehen. Genau genommen ist S’Agaró nämlich gar kein Dorf, sondern eine Ansammlung wunderschöner Paläste direkt an der Küste. Anfang der zwanziger Jahre wurde der berühmte Architekt und Noucentista Rafael Masó für dieses Projekt gewonnen. Das erste Haus, das Masó 1924 in S‘Agaró entwarf, ein prächtiges Herrenhaus mit gross angelegtem Garten, war ein Sommerpalais. Nach und nach entstanden immer mehr wunderschöne Häuser auf grossen, grünen Grundstücken. Die Gebäude sind fast alle mit gotischen oder mittelalterlich wirkenden Details verziert. S‘Agaró entwickelte sich bald zu einem «place to be», wie man heute sagen würde. Ein angesagter Hotspot für Künstler, Politiker, Schauspieler und andere Berühmtheiten. Sie kamen hierher um zu feiern, um Bälle und Konzerte zu veranstalten. Dann begann der Spanische Bürgerkrieg. Alle Bauarbeiten wurden eingestellt, das Feiern hatte ein Ende.
Hostal de la Gavina
Nach dem Ende des Bürgerkriegs entdeckte die Glamourwelt Hollywoods dieses schöne Fleckchen Erde. Robert de Niro, Orson Welles, Elizabeth Taylor und Sean Connery sind nur einige der Weltstars, die hier fernab vom Trubel der Städte, die Küste besucht haben. Genächtigt haben sie alle oben auf dem höchsten Punkt der prachtvollen Gartenstadt, im Hostal de la Gavina. In der Bar des Luxushotels soll der eifersüchtige Frank Sinatra seiner Geliebten Ava Gardner eine schlimme Szene gemacht haben. Später versöhnten sich die beiden wohl wieder, auch dank einer Smaragdkette mit der Sinatra sich bei Gardner entschuldigt haben soll. Neben dem Jetset aus Hollywood, der spanischen Königsfamilie und vielen Fussballspielern des FC Barcelona sind auch Musiker wie Santana und Lady Gaga schon in diesem Fünfsternehotel abgestiegen. Der spanische Regisseur und Drehbuchautor Alejandro Amenábar liess hier sogar Teile seines Films «Mar Adentro» mit Javier Bardem drehen. Der Küste entlang Richtung der Bucht und dem Strand von «Sa Conca» zu spazieren ist ein Muss. Genau auf diesem Spaziergang entdecken wir viele der beeindruckenden Residenzen. Herrlich.
Das 87 Jahre alte Hotel will seine Vergangenheit nicht verstecken. Die beschriebene Lage ist hervorragend. Das Entrée erinnert uns an Zeiten, die wir nur aus Filmen, Büchern und von Bildern kennen, weil wir damals noch nicht gelebt haben – Zeitzeichen, welche Luxus und «Vintage» ausstrahlen. Unsere Junior Suite ist einfach, aber mit allem ausgerüstet, was wir von einem 5-Sterne Haus erwarten. Das Zimmer verfügt über ein Steingewölbe, das typische dunkle Holz, rote Fliesen und einen kleinen Balkon mit zwei Metallstühlen und herrlicher Aussicht auf Villen und das tiefblaue Meer. Eine grosse Whirlpool Badewanne, Klimaanlage und ein Deckenventilator stellen sicher, dass für die Gäste bei jeglichen Temperaturen vorgesorgt ist. Das bequeme Bett misst 180 Zentimeter ist Voraussetzung dafür, dass wir jede Nacht gut schlafen.
In der Hotelanlage finden wir alles, was unser Herz begehrt. Ein riesiger 25 x 12 Meter grosser Salzwasserpool mit Bar und angrenzendem Restaurant, in welchem wir auch im Badeanzug willkommen sind. Das moderne «Valmot SPA» grenzt ebenfalls an den Pool. Nur eine Treppe tiefer ist ein kleiner beheizter Indoorpool und ein Whirlpool – ideal für die kühleren Zeiten. Wir erleben während unseren Anwendungen, wie erfahrene Hände mit warmem Öl wohltuend Muskeln und Haut entspannen und abschliessend über gezielte Druckpunkte Fussreflexzonen aktivieren. «Elixier des Glaciers» heisst die Pflegelinie der Schweizer Kosmetikfirma Valmont. Sie garantiert eine äusserst luxuriöse Behandlung von Gesicht und «Décolleté». Während dem Einwirken der Gesichtsmasken wird die durch Sonne und Wind ausgetrocknete Haut gereinigt und hochwirksam genährt. Die zusätzliche Kopfmassage entspannt und die Ganzkörperpflege verleiht ein Gefühl von Frische und Geschmeidigkeit. Einfach himmlisch. Die Behandlungsräume sind sehr hell und bieten besten Ausblick über die Bucht und das kristallklare Meerwasser.
Die Gastronomie des Hauses ist hervorragend. Im «Candlelight» zieht Sternekoch Romain Fornell die Fäden. Wir wählen das Degustationsmenü für 88 Euro – und sind durchwegs begeistert. Seine klassisch romantische Interpretation der Speisen erquickt den Gaumen. Wagemut, Instinkt, Balance und Leidenschaft sind die anderen Achsen, auf denen seine gastronomische Präsentation basiert. Das «Candlelight» bietet nebst dem eleganten Innenraum eine intime und romantische Terrasse, welche bei warmen Temperaturen unbedingt reserviert werden muss. Ein Barpianist begleitet uns durch das zweistündige Gastronomieerlebnis. Gerne teilen wir ein paar Details, damit unseren Lesern das Wasser im Mund zusammenläuft: Törtchen mit winzigen Babyshrimps und Petersilienblättern (wunderbar geformte, feine Crackers) zu einer Pilzemulsion. Blauflossen Thunfisch, Jus aus grünen Oliven, Mandeln, Salatblättern und Kapern. Knackiges Plankton auf himmlischen Königskrabben in leichtem Koriander Schaum. Mit Sherry marinierte Entenleber auf Morcheln. Meeräsche begleitet von süss karamellisierten Kartoffeln, Chili und Knoblauch. Rinderfilet, scharf angebraten und in Asche von Rebenblättern gewendet, an Weinreduktion und sauren Tomatenstücken. Knusprige Campari «Millefeuille» neben Basilikum Sorbet. Guanaja Schokoladen Erlebnis in verschiedenen Arrangements – ein herb-süsser Karibiktraum. Wir erwähnen sehr gerne den phantastischen Service, welchen wir erleben.
Wer in der Nähe von S‘Agaró verweilt und keinen Tisch bei Romain Fornell reserviert, ist selbst schuld und muss mit dieser schlechten Entscheidung leben – das berühmte «El Bulli» hatte seine Wurzeln schliesslich auch an der Costa Brava. Nicht überzeugen kann uns das El Barco und die Vila D’Este. Das Frühstücksbuffet entspricht nicht unseren Erwartungen und dem Personal fehlt ein entspanntes Lächeln. Laute, unpassende Hintergrundmusik trübt ein aufbauendes Frühstückserlebnis. Das Garbi Restaurant am Pool hingegen begeistert uns wieder vollends. Tolles Essen, emsige Bedienung und ausgezeichnete Getränke versüssen uns dort den Tag.
www.lagavina.com
Alàbriga Hotel & Home Suites
Genau gegenüber an derselben Bucht thront das drei Jahre alte Luxushotel. Prunk, moderne Materialien, grosse Marmorfliesen und dem Look einer Yacht nachempfundenes Design lassen dieses 29 Suiten grosse Prachtstück ganz anders erstrahlen. Keine Tradition, keine Wärme – aber Grösse und Kostbarkeiten schlagen sich überall breit. Beim CheckIn werden anstelle einer Schlüsselkarte ein Fingerabdruck gescannt, welcher uns überall im Haus Einlass gewährt. Unsere grosszügige Suite hat einen grossen Wohnraum mit Einbauküche. Das Schlafzimmer ist eher klein, aber gross genug, um ein komfortables Kingsize Bett (180cm) unterzubringen. Auch das Badezimmer ist nicht sehr weitläufig. Beide Räume sind jedoch mit kostbaren und teuren Materialen gebaut. In der grossen Dusche fehlt zum luxuriösen Waschen entsprechender Wasserdruck, was bei einem Neubau ein Fauxpas ist. Leider fehlen im Bad nötige Abstellflächen. «Design before function». Auch 5V USB Anschlüsse über den Nachttischen sind vorhanden. Der Boden des ganzen Wohnzimmers ist mit 1 x 1 Meter grossen, wunderschönen Marmorfliesen ausgelegt, welche ein grosszügiges Raumerlebnis sicherstellen. Der Höhepunkt ist eine rund 200 Quadratmeter grosse Loggia mit Esstisch, bequemer Kuschel-Lounge sowie Liegestühlen – also mit allem ausser einem eigenen Whirlpool. Der Ausblick auf das Meer und die Bucht verzaubern uns. Die indirekte Beleuchtung der Suite zieht sich im Aussenbereich weiter. Sie bewirkt eine tolle Stimmung. Sowohl im Schlaf-, als auch im Wohnzimmer hängen 55-, respektive 65 Zoll grosse 4K-Fernseher. Klimaanlage, elektrische Jalousien, Waschmaschine, Einbau-Nespresso und ein Geschirrspüler gehören selbstverständlich in die «Home Suite». Das zur Suite gehörende zweite Schlafzimmer war geschlossen, weshalb wir darüber nicht berichten können.
Ein kleiner Pool mit ausreichend Liegen befindet sich seitlich neben dem Gebäude. Vor dort aus nehmen wir unweigerlich wahr, dass die Hotelansicht an eine riesige Yacht erinnert. Der terrassenförmige Verlauf von jedem Stockwerk ist von einer Reling gesäumt. Die Gebäudewände zeigen durchgehende Glasfronten. Das Team rund um den renommierten Architekten Aryanour Djalali hat sich eindeutig maritim inspirieren lassen.
Zwischen Hotel und Meer verläuft eine kleine Küstenstrasse. Unter dieser führt ein Privatweg zum Sea Club mit herrlicher Aussicht, Pool und zwei Jacuzzis durch. Leider ist dort ab Mitte September alles geschlossen, weshalb wir dieses grossartige Ambiente nicht geniessen konnten.
Verzaubert wurden wir beim Frühstück. Zwei gediegene Etageren mit Süssspeisen sowie mit ausgesuchten Patanegra, Salami und Käse, verschiedene Brötchen und Croissants, eine Auswahl selbstgemachter Konfitüren und Joghurts, herrliche frischgepresste Fruchtsäfte, Champagner und Eierspeisen «à la carte» küren wir dieses Frühstück mit 3 Sternen.
www.hotelalabriga.com