Mit dem Verlassen von Kirkenes Richtung Vardø schlägt das Wetter um. Jetzt sehen wir die Häfen, welche nordwärts nachts angelaufen wurden, auch bei Tag. Die zum Teil mit Nebel behangenen Bergketten und Fjorde ergeben Kulissen, wie sie in der beliebten Fantasy-Staffel „Games of Thrones“ vorkommen. Wir erreichen Hammerfest, wo eisige Winde den Schnee über die Strassen treiben. Das Prädikat der nördlichsten Stadt der Welt macht diese nicht wirtlicher. Um den Handel mit Russland zu optimieren wurde sie 1789 gegründet. Viele Fangexpeditionen, unter anderem solche nach Spitzbergen, wurden hier vorbereitet. Die Reise durch den Lyngenfjord entlang der gleichnamigen Alpen stellt den Mittelpunkt der Fahrt Richtung Tromsø dar. Das Wetter ist nach wie vor schlecht und windig. Zum Teil erleben wir Windstärken von über 8 Beaufort, das gibt sehr hohe Wellen und wir raten, entsprechende Medikamente mitzunehmen. Nachts ächzt und knarrt es in unserer Kabine. Auch hier unser Tipp: Nichts auf den Tischen liegen lassen, was besser nicht herunterfallen sollte.
Heute stehen die zauberhaften Inselgruppen Vesterålen und Lofoten auf dem Programm. Die Fahrt führt zunächst durch die ausgebaggerte Fahrrinne Risøyrenna, welche einzig für die Hurtigruten angelegt wurde, um die „Binnenfahrt“ durch die Inselgruppe zu ermöglichen. Nach einem kurzen Halt in Stokmarknes gleiten wir durch den engen Raftsund, der Wasserstrasse zwischen Vesterålen und Lofoten, und fahren vorsichtig in Richtung des kleinen, zwei Kilometer langen Trollfjords – nach dem unser Schiff getauft wurde. Der Trollfjord ist ein Seitenarm des Raftsunds. Der Name leitet sich von den Trollen, den Zauberwesen der nordischen Mythologie, ab. Die Einmündung des Trollfjords in den Raftsund ist nur 100 Meter breit. Im weiteren Verlauf dehnt sich der Fjord bis auf eine maximale Breite von 800 Metern aus. Die Südseite des Trollfjords wird durch den 1084 Meter hohen Trolltindan begrenzt, an der Nordseite steigen der knapp 1000 Meter hohe Blåfjell und Litlkorsnestinden fast senkrecht aus dem Wasser. Beeindruckend.
Man sollte auf keinen Fall den herrlichen Ausblick von Deck 8 oder 9 verpassen, wenn der Kapitän sein Schiff entlang den majestätischen Gipfeln der Lofotenwand Richtung Süden steuert. An diesem Tag verpassen wir wegen hohem Seegang zwei Ausflüge, welche uns von Glur Reisen wärmstens empfohlen wurden: Zum einen die Seeadler Safari, bei welcher die Vögel vor den Augen der Besucher ihre Nahrung aus dem Wasser fischen, zum anderen Fischen auf den Lofoten auf einem entsprechenden Fischkutter. Schade. Wir fahren mit rund 15 Knoten (knapp 28km/h) auf rauer See wieder Richtung Festland. Um die Helgelandküste mit den zahlreichen kleinen Inseln, dem Ackerland (war immer noch von Schnee bedeckt) und den steil abfallenden Felsen zu bestaunen, lohnt es sich an Deck zu sein. Wieder überqueren wir den Polarkreis entlang den Sieben Schwestern und dem Berg Torghatten, welcher ein grosses Loch von 35 Metern und 160 Meter Länge aufweist. Der Skipper dreht das Schiff so, dass man auf der Steuerbordseite den idealen Blick auf den Felsen erhaschen kann. Kamera zücken, knipsen und schon geht es weiter. Durch das Vega-Archipel, welches die UNESCO als Weltkulturerbe erkoren hat. Grund: das einmalige Zusammenspiel zwischen Menschen und Biosphäre.
Wir laden unsere geistigen Akkus beim Betrachten die einmaligen Landschaft auf während wir uns Stück für Stück Sandessjøen nähern. Am frühen Morgen legen wir in Trondheim an – dem Ende unserer Hurtigrutenreise.
Fazit der Südreise: Leider hatten wir trotz der Reisezeit Mitte April südgehend schlechtes Wetter. Das trübte die Stimmung etwas. Nachdem wir Schönwetteraufnahmen gesehen haben, folgern wir, dass die Südroute im Sommer vielleicht idealer wäre. Dann erlebt man nördlich des Polarkreises die Sonne, welche nie untergeht. Oder man macht die Reise im Winter mit Garantie auf Nordlichter.
Schlussendlich ist das Erlebte entscheidend. Die bleibenden Erinnerungen, Fotos und Sagen haben uns überzeugt, dass diese Reise ohne Wenn und Aber zu den „schönsten Seereisen der Welt“ gehört.
Das Essen
Morgens steht zwischen 7 und 10 Uhr ein Frühstücksbuffet bereit. Jeder holt, was er gerne und soviel er mag. Das Buffet ist norwegisch – Blätterteighörnchen sucht man vergebens. Dafür gibt es auch zum Frühstück Gemüse, aller Art Fisch und Eierspeisen. Ist man ein Spätaufsteher, dann ist die Auswahl beschränkt und die warmen Speisen leider mehrheitlich kalt.
Zur Mittagszeit zwischen 11:30 und 14:30 ist ebenfalls Buffet angesagt. Auch hier ist das Sortiment gut, aber nicht kontinental europäisch, sondern eben Norwegisch. So werden auf der ganzen Reise grüne, feine Keniabohnen angeboten, welche nur ultrakurz blanchiert und schlussendlich kalt auf der Auslage liegen.
Das Dinner hat einen anderen Ablauf: Man bekommt beim Einschiffen einen Tisch und eine Essenszeit zugewiesen. Somit wird der Ansturm gebrochen und das meist flinke Servicepersonal kann den Andrang meistern. Der Küchenchef hat sich etwas Spezielles ausgedacht. Die Menüs sind den Traditionen der Region angepasst, in welcher man gerade unterwegs ist. So gibt es zum Beispiel am dritten Tag (Trondheim) lokale Spezialitäten. Man startet mit geräucherter Entenbrust mit Fonis-Käse der Stavanger Ysteri, Birnen, Nüssen und Moltebeerensirup von Reisa mit folgender Erläuterung: Nach erfolgreichem Abschluss ihres Masterstudiums in Käsetechnologie hat Lise Brunborg Norwegens erste städtische Molkerei gegründet. Stavanger Ysteri. Sie legt Ihren Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, Kreativität und Kompetenz und hat mit der Zeit immer mehr Anerkennung erhalten. Der auf Penicillum roquefort-Kulturen basierende Blauschimmelkäse mit der Bezeichnung Fonix, den wir heute servieren, ist ein seltenes und einzigartiges Produkt. Dieser Käse wird nicht nur an Bord von Hurtigruten verzehrt, sondern auch an ein bekanntes mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnetes Restaurant in Dänemark ausgeliefert. Er durchläuft einen sechsmonatigen Reifungsprozess, durch den er einen herrlich vollmundigen Geschmack und eine butterig-cremige Note mit leicht bitterem Blauschimmel Nachgeschmack bekommt.
Zum Hauptgang wird anschliessend Seelachsfilet mit eigelegter Zwiebel, knusprigem Räucherschinken und einer Sauce mit Sauerrahm von der Roros-Molkerei serviert. Den Abschluss, das Dessert, macht ein Pudding aus Dickmilch mit Himbeersorbet von der Käserei Gangstad Gärdsysteri. So wird man täglich frisch aus den Regionen verkostet. Natürlich spielen die vorhandenen Ressourcen eine zentrale Rolle. Somit isst man auf der Reise viel Meeresfrüchte und Wurzelgemüse, wenig Fleisch und Geflügel und immer feine Süßspeisen. Bravo. Zu allen Mahlzeiten ist Leitungswasser kostenlos. Auch Tee und Kaffee kann in bescheidener Auswahl unbegrenzt konsumiert werden. Gegen Entgelt werden passender Wein, Bier oder andere Getränke serviert.
Ausrüstung
Auf der Homepage von Hurtigruten findet man eine Liste mit Abbildungen passender Ausrüstung. Besondere Beachtung verdient das richtige Schuhwerk. In unserem Fall gehören leichte, wasserdichte Trekkingschuhe zum A und O dieser Reise. Ebenfalls ist eine gute Softshell-Jacke angebracht. Alles andere trägt man zwiebelweise, Schicht auf Schicht – je nach Wetter und Wind. Leichtes Slip-In Schuhwerk ist an Bord ebenfalls sehr empfehlenswert.
Unsere technischen Begleiter
Ein Feldstecher gehört mit ins Reisegepäck. Wir durften ein LEICA 10 x 42 Trinovid HD Fernglas ausleihen und waren total begeistert. Sowohl die optische Leistung als auch die hervorragende Robustheit dank einer Vollgummiarmierung waren für diese Reise ideal. Die Bildqualität lässt keine Wünsche offen, denn Brillanz und Kontrast waren exzellent. Auch die Grösse und das Gewicht waren perfekt. 720 Gramm auf 14cm Länge und erst noch wasserdicht bis 4 Meter, das zeugt von hoher Wetzlarer Qualität. Im Lieferumfang befindet sich erstmals ein neuer, innovativer Trageriemen („Adventure Strap“), der auch als Tasche verwendet werden kann. Somit ist das Fernglas perfekt geschützt und gleichzeitig jederzeit griffbereit. Als Tasche ist er extrem robust und besteht aus wasser- und schmutzabweisendem Neopren. Er vereint Trageriemen, Bereitschaftstasche und Vollschutz in einem Produkt und ist an Bord und auf Ausflügen der ideale Begleiter.
Ein Handy hat heute auch jeder. Aber welches taugt als Fotoapparat auf einer Reise wie dieser? Wir haben das brandneue Huawei P10 Plus mitgenommen und sind ob der Qualität der Bilder begeistert. Bei den eigebauten Objektiven steht Leica Pate und besticht mit einer Dual-Camera mit bis zu 20 Megapixel f1.8 sowie einer Frontlinse von 8 MP Lichtstärke 1.9, mit welcher Selfies Qualität einer neuen Dimension erhalten. Das sind Superwerte dank dem Know How aus dem Hause Leica. Im Anhang ein Bild, welches wir mit der P10 aufgenommen haben – mehr Fotos in unserem Blog auf www.jauslin.net. Wir freuen uns, wenn dieser von unseren Lesern kostenlos abonniert wird...
Glur Reisen
Hurtigruten und Glur. Das passt zusammen wir Charlie Chaplin und sein Stock. Glur Reisen wurde 1977 vom Skandinavien-Pionier der Schweiz gegründet. 1998 übernahm Tochter Heidi die Leitung des Reisebüros, und seit 2013 ist das Büro im Besitz von Knecht Reisen. Glur Reisen ist das führende Schweizer Reisebüro für Skandinavien-Reisen mit Direktbuchungszugriff und seit über 30 Jahren Agent für die „schönste Seereise der Welt“, der norwegischen Post- und Passagierschiffslinie Hurtigruten.